Dieses Jahr ist alles anders….
Eigentlich wollten wir nach Russland fahren, aber Corona hat uns
einen Strich durch die Rechnung gemacht und so sind wir (fast
nicht) in Ungarn gelandet. Nach einer etwas chaotischen Anreise,
da für Ungarn kurz vorher einen Einreisestop verhängt wurde, sind
wir bei Erich und Rose-Marie angekommen.
Dort hieß es zack in die Jagdklamotten und ab zum Ansitz. Im
Revier wurden wir Franz und Attila zugeteilt. Ich hatte tollen Anblick
mit mehreren jungen Hirschen, zwei Rotten Sauen und einem
reifen, aber leider außerhalb meines Budgets liegenden, sehr gutem
Rothirsch. Alex konnte einen alten Hirsch strecken. Mit vielen
Eindrücken machten wir uns auf den Rückweg zur Unterkunft wo
schon eine tolle Brotzeit auf uns wartete. Totmüde ging es dann zu
Bett, dass wir am Morgen um 4 schon wieder zur Frühpirsch
verlassen mussten. Auch da hatten wir wieder viel Anblick, einen
tollen Sonnenaufgang, aber kein Jagdglück. Beim reichhaltigem
Frühstück konnten wir viel erzählen. Das Schöne an Jagdreisen ist,
dass man sich dann wieder ins Bett legen kann, um Mittags
aufzustehen und wieder zu essen. Um 16.30 Uhr hieß es aufsatteln
und ab zur Jagd. Der Anblick zur Brunft ist wirklich toll und so
konnten wir einen schönen Abend bei bestem Wetter genießen.
Heimfahren und wie soll es anders sein, essen. Früh wurde
gepirscht, aber wir hatten leider nichts Passendes im Anblick.
Abends konnte Alexander dann einen guten, reifen Hirsch erlegen.
Ich hatte viel Anblick, aber es war alles zu jung. Das
Essensprozedere zog sich herrlich lecker durch den ganzen Urlaub.
Zur Morgenpirsch wechselten wir 5 mal den Standort, die Hirsche
waren zwar alle sehr gut, aber das Alter war nicht passend. An
dieser Stelle muss ich auch mal erwähnen, dass es schon sehr
beeindruckend ist, soviel unterschiedliche Stücke Rotwild im
Anblick zu haben. Die Reviere sind wirklich sehr wildreich und gut
bewirtschaftet. Am Abend ging es dann bei bestem Wetter ans
Schilf. Dort eingerichtet lauschten wir ob irgendwo etwas zieht. Auf
einmal konnte Franz ein kaum hörbares Rascheln vor uns über dem
Graben im Schilf ausmachen. Sehen konnten wir nichts. In der
Ferne meldeten die Brunfthirsche. Wieder ein Rascheln, nichts zu
sehen. So ging das eine Stunde. Auf einmal sah Franz die Enden
eines Hirsches. Ich musste erst ein bisschen suchen, gar nicht so
einfach diese im Schilf auszumachen. Der gute Hirsch zog ca 30 m
von der Schneise langsam, fast geräuschlos, durchs Schilf. Ich ging
vorsorglich schon mal in den Anschlag und zog in Zeitlupe mit.
Rechts trat ein junger Hirsch aus, als ich hochkonzentriert den
Alten im Fadenkreuz hatte. Mein Arm wurde langsam schon taub
und Franz zählte die Meter bis zur Schneise runter. 10 noch, 5,
wieder Stillstand, der Hirsch schlich….. Das Blut rauschte in meinen
Ohren, der junge Hirsch stand immer noch rechts von uns, die
Spannung war inzwischen unerträglich. Ich drehte die
Vergrößerung nach unten, um gleich zu sehen wenn er austritt. 3
Meter noch, Franz wollte gerade sagen, dass er nun kommt, da sah
ich den alten Recken schon aus dem Schilf treten. Als das Blatt frei
war trug ich die Kugel an. Der Hirsch zeichnete deutlich,
nachladen, er drehte sich Richtung Schilf, noch eine Kugel hinters
Blatt und ab ins Schilf. Nach einer kurzen Flucht, das erlösende
Rumpeln und Krachen. Ich war mir sicher zweimal gut
abgekommen zu sein und in diesem Moment setzte schon das
Jagdfieber ein. Die Waffe entladen, abstellen und erstmal den Puls
nach unten fahren. Franz hatte schon ein breites Grinsen im
Gesicht und sagte: „Gute, alte Hirsch. Schnelle Schuß. Denke
liegt.“ Gut, genau das wollte ich hören. Abbaumen und zum
Treffpunkt. Dort angekommen wurde gerade der Hirsch von einem
Mitjäger auf dem PickUp gebracht. Ich wünschte ein herzliches
Waidmannsheil, wollte aber natürlich auch endlich sehen wo mein
Hirsch liegt. Die Ruhe haben die schon weg die Ungarn. Nach einer
gefühlten Ewigkeit fuhren wir also erst den anderen Hirsch in die
Kühlung und weiter ins Revier um nach dem meinem zu schauen.
Jeder Meter wurde zum Kilometer. Dort angekommen aussteigen
und suchen. Der erlösende Schweiß am Schilf war mit zahlreichen
Augenpaaren gleich gefunden und so bahnten wir uns gemeinsam
unseren Weg in den Urwald. 20 m weiter kam von Attila und Franz
das erlösende Waidmannsheil. Ein Stein, nein ein eher ganzer Berg,
fiel mir vom Herzen. Die Anspannung fiel ab und da stand ich nun
vor meinem ersten wirklich alten und reifen Rothirsch. Ein
unglaublich bewegender Moment. Ich mußte direkt ein Tränchen
verdrücken. Hirsche hab ich ja schon einige strecken dürfen, aber
noch nie in der Brunft in so einem wildreichen Revier. Das ist schon
etwas ganz Besonderes. Der Hirsch wurde auf 12 Jahre geschätzt
und hatte eine Verletzung an den Brunftkugeln, was vermutlich den
Schneckengang erklärt hat. Er muss unglaubliche Schmerzen beim
Ziehen gehabt haben. Überglücklich fuhren wir zur Kühlung und
dann in die Unterkunft, wo wir viel zu Berichten hatten. Die
nächsten Tage ging es dann noch auf Schakal, die sich jetzt,
nachdem mein Hirsch lag, aber nicht mehr blicken ließen. Vorher
hatte ich täglich welche im Anblick. Alex erlegte einen abnormen
Rehbock. Auf der letzten Frühpirsch konnte Alex noch einen guten
Abschußhirsch strecken, bei mir blieb es beim Anblick. Nachdem
es bei Erich und Rosi so schön ist, hatten wir spontan einen Tag
Aufenthalt verlängert. Der Plan steht schon, Schakale werden auf
jeden Fall nochmal bejagt. Vielleicht im Winter. Wenn sich jemand
wirklich wie zu Hause fühlen möchte, dann kann ich den Aufenthalt
bei Erich und Rosi nur empfehlen. Die Hunde und wir haben uns
dort sehr wohl gefühlt und vielleicht passt es mal wieder um erneut
dort zu jagen.
Waidmannsheil und Waidmannsdank
Stefanie Renate Götz, Bayern